Foto: congerdesign
· Pressemitteilung

Eine Schatzkiste für Eltern, Kinder zu fördern und sich in der neuen Gesellschaft zurechtzufinden

Prof. Dr. Annette Korntheuer Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt berichtete in ihrem Fachbeitrag, wie HIPPY zur gesellschaftlichen Inklusion von Familien mit Flucht- und Migrationserfahrung beiträgt. (Fotos: A. Staab / DRK)
Bürgermeisterin Barbara Akdeniz hob in ihrem Grußwort hervor, dass das DRK Darmstadt mit HIPPY wichtige Impulse gegeben hat.
Dr. Martin Hostalek, Präsident des DRK Darmstadt, begrüßte die Gäste.
Kreisgeschäftsführer Jürgen Frohnert dankte der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Rike und Rainhold Pohl Stiftung für die Förderung.
Podiumsgäste (v. l. n. r): Cornelia Schmidt-Shaban von der Kindertagesstätte Rasp-Nuri-Haus, Buket Dagdelen, Projektkoordination HIPPY-Familienbildungsprogramm, und Dr. med. Benjamin Groß, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.
HIPPY-Hausbesucherinnen des DRK Darmstadt (stehend, v. l. n. r.): Fathia Riahi, Elisabeth Assa, Nasira Boudouhi, Fatima Kisanieh und Elena Taccone.
Benjamin Heier (links), künftiger Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Darmstadt-Stadt e. V., und Riza Yilmaz, Leiter der DRK-Sozialarbeit
Für musikalische Kurzweil sorgte das Klein-Ensemble des Soundkitchen Orkestra (v. l. n. r.): Hüseyin Köroglu, Harut Esa, Maryam Hail, Zelal Ekinci.
Durch das Programm der Jubiläumsveranstaltung führte Yan Temminghof, Referent Kinder, Jugend und Familie des DRK-Landesverbands Hessen e. V.
Zahra Atai war einst Teilnehmerin des HIPPY-Familienbildungsprogramm, dann HIPPY-Hausbesucherin. Als gelernte Medizinisch Pharmazeutische Assistentin studierte sie zunächst Pharmazie. Aufgrund ihrer Erfahrung bei HIPPY entschied sie sich später für ein Studium der Sozialen Arbeit. Rechts im Bild: Dr. med. Sylvia Edenhofer, Fachbereichsleitung Kinder- und Jugendärztlicher Dienst Gesundheitsamt Darmstadt

HIPPY-Familienbildungsprogramm des DRK Darmstadt feiert 20-jähriges Jubiläum – 1.056 Familien aus 40 Nationen haben bislang teilgenommen

Das Familienbildungsprogramm HIPPY (Home Interaction for Preschool Youngsters) beim DRK-Kreisverband Darmstadt-Stadt e. V. (DRK Darmstadt) leistet seit 20 Jahren wertvolle, erfolgreiche Bildungsarbeit. Das Programm richtet sich an Familien mit Kindern zwischen vier und sechs Jahren, insbesondere an Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund. Das 20-jährige Jubiläum wurde vergangene Woche mit Ehrengästen festlich gewürdigt. „HIPPY ist ein wichtiges Programm für die Förderung des Spracherwerbs. In Darmstadt haben in den vergangenen 20 Jahren 1.056 Familien aus über 40 Nationen erfolgreich und mit viel Freude daran teilgenommen“, sagte Dr. Martin Hostalek, Präsident des DRK Darmstadt, bei seiner Begrüßung. Bürgermeisterin Barbara Akdeniz hob in ihrem Grußwort hervor, dass das DRK Darmstadt mit HIPPY wichtige Impulse gegeben hat: „Damals ist das DRK ganz neue Wege gegangen. Heute hat das Programm auch politische Bedeutung gewonnen. Es ist ein wichtiger Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit.“ Eltern erhielten durch das Familienbildungsprogramm für bestimmte Zeit eine Unterstützung, in der die Weichen für die Entwicklung der Kinder gestellt werden. „HIPPY startete als Pilotprojekt mit Fördermitteln aus der Lotterie. Danach wurde es in reduzierter Form mit Eigenmitteln finanziert. Erst durch die Unterstützung von der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Rike und Rainhold Pohl Stiftung konnte sich das Programm in vollem Umfang erfolgreich etablieren“, dankte DRK-Geschäftsführer Jürgen Frohnert den Förderern. Heute sei HIPPY notwendiger denn je und es stelle sich die Frage, warum so ein erfolgreiches Programm nicht in die Regelförderung des Landes überführt werde? Yan Temminghof, Referent Kinder, Jugend und Familie des DRK-Landesverbands Hessen e. V. führte durch das Programm. Er verlas die übermittelten Grußworte von Peter Weber, Geschäftsführer von IMPULS Deutschland Stiftung e. V. Dieser habe damals das internationale Familienbildungsprogramm in Israel kennengelernt, wo HIPPY ursprünglich entwickelt wurde. Peter Weber sieht nicht mehr nur die Politik in der Verantwortung, Bildungsprogramme wie HIPPY zu fördern. Vielmehr sollten sich auch Unternehmen der Förderung annehmen, denn schließlich würden aus den Kindern später womöglich deren Mitarbeiter werden.

2022 bislang 31.285 Asylanträge für Kinder unter vier Jahren

HIPPY trägt zur gesellschaftlichen Inklusion von Familien mit Flucht- und Migrationserfahrung bei. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Annette Korntheuer. Die Sozialwissenschaftlerin der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt berichtete über ihre Studie, in der sie Familienbildung im Kontext von Fluchtmigration untersucht hat. Darin wurden 68 Standorte in Deutschland analysiert, an denen unter anderem das Familienbildungsprogramm HIPPY angeboten wird. Seit dem Sommer der Migration 2015, aber auch durch den Ukrainekrieg sei die Anzahl der Familien mit Fluchthintergrund stark gestiegen, die an HIPPY teilnehmen. Insbesondere die Zahl der Familien aus Syrien haben sich seit dieser Zeit verdreifacht. Mit Blick auf die Zahlen der asylsuchenden Kinder im HIPPY-Teilnahme-Alter gewinnt das Familienbildungsprogramm zusätzlich an Bedeutung. Bis Oktober 2022, so das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – BAMF, wurden 31.285 Asylanträge für Kinder unter vier Jahren und 4.854 Asylanträge für Kinder von vier bis sechs Jahren gestellt.

HIPPY ist mitunter der einzige Zugang zur Mehrheitsgesellschaft

HIPPY sei mitunter der einzige Zugang zur Mehrheitsgesellschaft, so Prof. Dr. Annette Korntheuer weiter. Denn sehr oft stünde für Familien mit Flucht- oder Migrationserfahrung kein Platz in Kindertagesstätten zur Verfügung. Das hätte zur Folge, dass Mütter keine Sprachkurse wahrnehmen könnten, weil Betreuungsplätze für ihre Kinder fehlten. In ländlichen Regionen komme die fehlende Mobilität hinzu. Umso wichtiger sei das niedrigschwellige Konzept des Bildungsprogramms, bei dem Hausbesuche und insbesondere Hausbesucherinnen eine wesentliche Rolle spielen. Die Hausbesucherinnen, die im Idealfall aus dem gleichen Kulturkreis stammen wie die teilnehmenden Familien, bauen Vertrauen auf und tragen zur emotionalen Stabilisierung bei. Indem bei Hausbesuchen die Familiensprache gesprochen werden könne, würden Kommunikationsbarrieren abgebaut. Dadurch sei vertrauensvolle Familienarbeit und die Förderung von Reflexion der Geschlechterrollen möglich. Grundsätzlich wollen die an HIPPY teilnehmenden Familien, dass ihre Kinder in Bildung kommen und bessere Zukunftschancen haben.

Das Familienbildungsprogramm stärkt Eltern gleichermaßen wie Kinder. Das bestätigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der auf den Vortrag folgenden Gesprächsrunde: Cornelia Schmidt-Shaban von der Kindertagesstätte Rasp-Nuri-Haus berichtete, dass manche Familien durch HIPPY erst lernten, mit einem Buch umzugehen, weil sie zuvor noch nie eines besessen hätten. Dr. med. Benjamin Groß, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, empfiehlt die Teilnahme an HIPPY jeweils Familien, deren Kinder Unterstützung beim Zweitspracherwerb benötigen, sofern der Familienspracherwerb gut ist. Zeige ein Kind Auffälligkeiten bereits beim Familienspracherwerb, sei die logopädische Förderung notwendig. Hier die Unterschiede zu ermitteln erfordere es ärztliches Fingerspitzengefühl. Alle Familien aber, die an HIPPY teilgenommen haben, wären darüber begeistert. Vor allem die Frauen wuchsen in ihrem Selbstvertrauen. Zahra Atai, ehemalige HIPPY-Teilnehmerin und Hausbesucherin, bezeichnete HIPPY als Schatzkiste für Eltern, die pädagogisch wertvolle Hilfen an die Hand bekämen, um ihre Kinder selbst zu fördern.

Über HIPPY:
HIPPY ist internationales, niederschwelliges sowie präventives Bildungs- und Förderprogramm, das Familien mit Vorschulkindern im Alter von vier bis sechs Jahren bei ihrer Erziehung unterstützt. Es verfolgt ein ganzheitliches Konzept und wirkt auf unterschiedlichen Ebenen: HIPPY stärkt Erziehungskompetenzen und die Eltern-Kind-Beziehung. Darüber hinaus fördert es sprachliche, kognitive, motorische sowie soziale Kompetenzen der Kinder. Damit ergänzt HIPPY auch Kindergärten in ihrer Arbeit.
Elternarbeit sowie die Aktivierung und Stärkung der Eltern hat im HIPPY-Programm einen hohen Stellenwert. Durch die Arbeit mit dem HIPPY-Programm gewinnen Eltern mehr Sicherheit und Selbstvertrauen: Ihre Kompetenzen und Ressourcen werden genutzt und erweitert. Die Eltern werden für die altersgemäßen Bedürfnisse ihrer Kinder sensibilisiert und in ihrer Autorität und Verantwortung gestärkt. Dadurch können sie Fortschritte in der Entwicklung ihrer Kinder besser beurteilen.
Auf Initiative von Riza Yilmaz, Leiter der Sozialarbeit des DRK Darmstadt, startete das Programm 2002 in Darmstadt. Der DRK-Kreisverband zählte 2003 zu den Gründungsmitgliedern des HIPPY Deutschland e.V., mit dem ein breiter aufgestelltes Wirkungsfeld erzielt wird. 2008, durch die finanzielle Förderung von der Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie von der Rike und Rainhold Pohl Stiftung, wurde die professionelle Ausrichtung des internationalen Familienbildungs­programms möglich. Seitdem koordiniert Buket Dagdelen als pädagogische Fachkraft erfolgreich das Programm.
Möchten auch Sie HIPPY fördern? Dann freuen wir uns im Namen unserer HIPPY-Familien über eine Spende.

>> Zurück zu den Pressemeldungen


Ansprechpartnerin

Stephanie Aurelia Staab
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel: 06151 - 3606 - 195
kommunikation(at)drk-darmstadt(dot)de

DRK-Kreisverband
Darmstadt-Stadt e.V.

Mornewegstraße 15
64293 Darmstadt